Make Magazin 3/2017
S. 70
Was uns inspiriert
Aufmacherbild

Winkekatze überwacht Katzenvideos

Die Installation oCat News Distractor von Annika Engelhardt beobachtet die 25 beliebtesten Katzenvideos auf YouTube. Für 1000 neue Views gibt es einen Pfotenstempel auf der Liste aktueller Nachrichten, die aus verschiedenen RSS-Feeds gespeist wird. Damit will die Künstlerin zeigen, wie viel Zeit Menschen mit dem Ansehen von Katzenvideos verbringen, während sie gleichzeitig noch mehr Katzen-Content anschauen.

Auf dem LCD-Bildschirm wird angezeigt, wie oft die 25 Videos seit Mitternacht aufgerufen wurden.

Im Inneren werkelt ein Arduino mit einem ESP-Wifi-Modul, der über einen Servo den Arm, Stempel und das Display steuert. Der Thermodrucker benötigt eine USB-Verbindung, die ein Raspi übernimmt. Ein Python-Skript überwacht die RSS-Feeds, während ein Bot zusätzlich einen Twitter-Kanal mit Katzenvideos befüllt. Christina Röhm/hch

MOnSter 6502 blinkt wieder

Der MOnSter 6502 sorgte bereits vor einem Jahr auf der Maker Faire Bay Area in Kalifornien für Furore. Dort zeigte Eric Schlaepfer einen ersten funktionierenden Prototyp seines aus einzelnen Transistoren bestehenden Nachbaus des 6502-Prozessors. Der 8-Bit-Prozessor MOS 6502 gilt als Klassiker und tat unter anderem im Apple II und Commodore VIC-20 seinen Dienst. Ein leicht abgewandeltes Design mit der Bezeichnung MOS 6510 steckt im C64.

Pünktlich zur Maker Faire Bay Area 2017 hat Schlaepfer nun eine zweite Version fertiggestellt. Diese wurde notwendig, um einige Probleme im Design des Vorgängers zu beheben. Zugleich bot sich damit die Gelegenheit, mehr als 100 zusätzliche Leuchtdioden auf die Platine zu bringen. Mit ihnen visualisiert der MOnSter 6502, was er gerade tut: den Datenfluss, die Taktzyklen und die Zustände der Register. Im Gegensatz zu seinem Vorbild kann man dem MOnSter also beim Rechnen direkt zusehen. Außerdem gibt es nun ein sehr kleines Motherboard, um eine Tastatur und einen Monitor anzuschließen. Peter Eisner/hch

Update für Omas Gobelin

Tatort statt Idylle

Manchmal sind die Änderungen sehr subtil, die der Berliner Philipp Eggersglüß in alte Stickereien einfügt. Dann düsen etwa Mario und Luigi am Bauernhof vorbei oder ein Gremlin sitzt als Haustier bei Pärchen auf dem Schoß. Wenn auf historischen Porträts Buttons aus der Dating-App Tinder auftauchen oder Godzilla gegen den dreiköpfigen König Ghidorah kämpft, ist allerdings klar: Hier stimmt etwas nicht.

Dieser Gobelin könnte auch bei Tim und Stuppi im Wohnzimmer hängen. Bilder: Philipp Eggersglüß

Mit Motiven aus Filmen, Computerspielen oder aktuellen Memes upcyclet Eggersglüß Gobelins vom Flohmarkt, um ihnen „eine zweite Chance in modernen Wohnungen zu geben“. Die Kreuzstiche der Gobelins wirken dabei von sich aus bereits sehr pixelig und erinnern an frühe Computergrafiken. Eine ideale Ausgangsbasis für Retrokunst. Beim Umarbeiten entfernt Eggersglüß erst Teile des ursprünglichen Bilds, um dann das neue Motiv von Hand einzusticken. Bei der Maker Faire Berlin ließ er sich im Juni bei der Arbeit über die Schulter schauen und gab Tipps, wie man selber alten Stickbildern neuen Schwung verleihen kann. —hch